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Verklagen wir halt Österreich

Zurück nach Wien? In ihre Geburtsstadt, für ein paar Tage nur? „Niemals!“, empört sich die über 80-jährige Maria Altmann. „Eher sterbe ich.“ Sie hat abgeschlossen mit Österreich, seit sie als junge Jüdin vor den Nazis in die USA fliehen musste und sich in Los Angeles niederließ. Trotzdem soll sich ihre Meinung schon bald ändern. Mitten in der Nacht ruft sie den Anwalt Randol Schoenberg an, um ihn in Kenntnis zu setzen: Sie komme nun doch mit nach Wien. Zu viel steht auf dem Spiel.

Das britisch-amerikanische Drama „Woman in Gold“, das seine Weltpremiere auf der Berlinale feiert, erinnert an ein historisch verbürgtes Geschehen. Es erzählt von Raubkunst und Restitution und setzt im Jahr 1998 ein – lange bevor die Sammlung Cornelius Gurlitt das Thema hierzulande großflächig in die Schlagzeilen spülte.

Helen Mirren in „Woman in Gold“

Maria Altmann, von Helen Mirren als störrische Dame mit sprödem Witz gespielt, nimmt im greisen Alter den juristischen Kampf um jene Gemälde auf, die die Nazis ihrer Familie einst raubten. Die Chancen scheinen gut wie nie, sollen doch Ende der Neunzigerjahre neue Gesetze in Österreich die Ansprüche auf Rückgabe der Werke erleichtern. Theoretisch zumindest.

Problem nur: Bei den fünf Bildern, um die Altmann streitet, handelt es sich um millionenschwere Werke des ikonischen Jugendstil-Malers Gustav Klimt (in der Anfangsszene von einem vollbärtigen Moritz Bleibtreu gemimt). Allen voran das mit Blattgold belegte Bildnis „Adele Bloch-Bauer I“, längst Herzstück des Wiener Museums Belvedere und so etwas wie die „Mona Lisa Österreichs“. Das Bild sei Teil der Psyche des Landes, erklärt man Altmann, niemals werde man ihr das Werk überlassen.